ReVox B750 Revision

Die Servicefreundlichkeit und das zeitlose Design machen den B750 für mich zum Verstärker erster Wahl aus dem klassischen ReVox Programm. Im folgenden Artikel gebe ich einen Einblick in die Revision.

ReVox B750

Story

Die B Serie von ReVox wurde 1977 an der Funkausstellung in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert. Der B750 hatte dabei eine zentrale Funktion als Schnittstelle zwischen allen Peripheriegeräten von Tonband, Kassette bis Tuner. Der neuen Serie kam die nicht unbedeutende Aufgabe zu, die sinkenden Absatzzahlen ihrer Vorgänger aufzufangen. Das neue Design ging weg vom Kirschholzfurnier, hin zum Nextellack und Rack Design. Der Erfolg gab den Entwicklern recht, und schon bald konnte ReVox nicht mehr mit der Nachfrage Schritt halten. Es gab Wartezeiten von bis zu 5 Monaten! In der Produktionszeit von 1977 bis 1082 wurden 7113 vom Mark 1 und 19899 vom Mark hergestellt.

Technik

ReVox B750 Das Innenleben

Die Erfahrungen aus der Entwicklung des A740 flossen auch in den B750. So war der Verstärker erstmals in der Leistungsklasse TIM-Frei (Transient Intermodulation). Das bedeutet ein neues Schaltungsdesign ohne Verzerrungen, unter welchen Transistoren Verstärker typischerweise bei grosser Dynamik wie z.B. einem Klavieranschlag leiden. Der Verstärker ist vollkomplementär, symmetrisch aufgebaut, das bedeutet, dass von Eingang bis Ausgang die negative und die positive Halbwelle in separaten Transistoren verstärkt werden. Im Vergleich zu den späteren Verstärkern ist der B750 sehr grosszügig dimensioniert. Trotz beachtlicher Wärmeentwicklung sind auch nach über 40 Jahren Wärmeschäden kaum ein Thema. Die Mark 1-Version liefert 2 x 75 Watt an 4 Ohm und die spätere Mark 2-Version 2 x 110 Watt an 4 Ohm.

Gehäuse

Mit der B Serie hielt der berüchtigte Nextel Lack Einzug. Dieser Lack stellt die erste kleine Hürde bei der Revision dar. Der Lack wird über die Jahre weich und lässt sich nur schlecht schleifen. Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit folgendem Arbeitsablauf: Mit Farblöser und Spachtel etwa 80% des Lackes entfernen, anschleifen, grundieren, schleifen und den finalen Lack auftragen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Farblöser nicht die Kunststoffseitenteile angreift (Einwirkdauer). Die verchromten Drehknöpfe lassen sich am einfachsten in einem kleinen Ultraschallreiniger reinigen. Die weit abstehenden Kippschalter brechen leicht ab bei Feindkontakt. Zum Glück gibt es hier Nachfertigungen für den Hebel, somit muss nicht der ganze Schalter ersetzt werden.

Netzteil

ReVox B750 Das Netzteil nach der Revision

Die Spannungsversorgung war bei den früheren Modellen noch auf einer zweigeteilten Platine. Bei den darauffolgenden Modellen wurde das Netzteil auf einer Platine zusammengefasst und die Spannung für die Endstufen leicht erhöht. Die grösseren Axialkondensatoren können zusätzlich noch mit Kabelbindern auf der Platine fixiert werden, was aber werksseitig nicht immer umgesetzt wurde. Unter der demontierbaren Bodenplatte befinden sich die Feinsicherungen. Oft werden diese von Vorbesitzern durch die nächstpassende ersetzt. Im Fehlerfall schützen diese das Gerät nicht mehr vor Schäden. Es gibt ab und zu Geräte mit brummendem Transformator. Dieser 50 Hz Brumm kommt von losen Eisenplatten im Trafo. Es ist mir leider keine Reparaturmethode dafür bekannt. In diesem Fall empfehle ich, den Trafo durch einen Ringkerntrafo zu ersetzen. Dieser Trafotyp hat nebenbei auch noch bessere elektrische Eigenschaften. Zum Netzteil gehört auch der 100nF Entstörkondensator hinter dem Spannungswähler. Dieser macht oft einen theatralischen Abgang mit viel Rauch! Beim Ersetzen muss darauf geachtet werden, dass die Lötlaschen im Kunstoff vom Spannungswähler nicht viel Wärme ertragen.

Endstufen

ReVox B750 Die Endstufe nach der Revision

Die beiden identischen Endstufen sind sehr wartungsfreundlich aufgebaut und können schon mit zwei Schrauben vom Verstärker gelöst werden. Für die Arbeit an der Platine empfiehlt sich, die gesteckten Transistoren am Kühlkörper zu lassen und die Platine nach dem Entfernen der Schrauben auf der Platine abzuziehen. Auf der Endstufe gibt es jeweils die beiden Trimmer, den Filterkondensator, die Tantal- und die Elektrolyt-Kondensatoren zu ersetzen. Bei den beiden grossen Buffer-Kondensatoren gelangt man relativ schwierig an die Lötstellen, da die Pads auf der Bestückungsseite, das heisst unter den Kondensatoren liegen. Ich schneide jeweils die Kondensatoren mit einer kleinen Metallsäge ab. Danach lassen sich die Pins problemlos auslöten. Die Trimmer nach dem Einbau alle in 12 Uhr Position drehen, was der Ausgangspunkt für das Einmessen ist. Der Abgleich von Ruhestrom und Offset lässt sich mit einem handelsüblichen Multimeter einstellen.

Vorverstärker

Vom Vorverstärker gab es auch mindestens zwei Versionen, was revisionsmässig nicht weiter auffällt. Es gibt einige Tantalkondensatoren zu ersetzen. Der Phono 2 Eingang ist standardmässig als AUX ausgeführt, kann aber über eine Steckkarte zum Phono Eingang umgerüstet werden.

Bedieneinheit

ReVox B750 Die Schalterplatine mit den Kontaktflächen

Die Front lässt sich sehr bequem mit 4 Schrauben vom Gerät abtrennen. Lediglich die Kappe vom Inputwähler muss dazu noch abgenommen werden. Als erstes fallen die vier gesteckten Tone Module auf. Es hat sich bewährt, diese gleich zu nummerieren, da die Boards sehr ähnlich sind und die Stecker nicht codiert sind. An der Bedieneinheit lohnt es sich, die Kontakte der Kippschalter zu reinigen. Für die Poti eignet sich Tuner Spray bis zu einem gewissen Grad. Sonst müssen die Potentiometer ersetzt werden.

ReVox B750 Schadow Taster

Grosse Sorgenkinder sind die Schadow Taster. Wer sich ganz sicher sein will, tauscht am besten gleich alle. Sie sind nicht mehr einfach zu finden, aber einzelne Grosshändler haben den passenden Typen noch im Angebot. Die Kappe der Schadow Taster lässt sich oft nicht ohne Schäden abziehen, deshalb empfiehlt es sich, diese gleich mitzubestellen.

Terminals

ReVox B750 mit neuen Cinch Buchsen und Lautsprecherterminal

Die Anschlüsse auf der Rückseite sind mit den bekannten Cinch-Buchsen von ReVox ausgeführt. Die Buchsen liegen ungewöhnlich nahe beisammen, was bei vielen Cinch-Kabeln zu wenig Platz für die Steckergehäuse lässt. Abhilfe schaffen Buchsen, welche ein bisschen weiter sind, aber gerade noch in den originalen Ausschnitt im Gehäuse passen. Eine weitere Verbesserungsmöglichkeit sind die Lautsprecheranschlüsse, welche nur für relativ kleine Querschnitte ausgelegt sind. Dazu gibt es von verschiedenen Anbietern Terminals mit Laborbuchsen/Schraubklemme Kombination.

Fazit

ReVox B750 Verstärker gibt es zahlreich auf den bekannten Plattformen und in jedem Zustand zu kaufen. Ich empfehle Kennern, welche gerne selber schrauben, ein defektes Exemplar im originalen Zustand zu kaufen. Mit einem Revisionskit lässt sich an einem regnerischen Wochenende aus einem Brockenhausgerät wieder ein Juwel erschaffen!

Link zur Teile Liste: https://derreparateur.ch/downloads/